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Darf's ein bißchen mehr Information sein sein?
Mit einem Informationsstand zeigten wir uns heute erstmals auf dem Worpsweder Wochenmarkt.
Nachdem unsere Bürgerinitiative im Mai ihren 4. Geburtstag feierte, hatten wir unsere Kräfte noch einmal gebündelt und mit Infoveranstaltung und Aktionen neue Mitglieder gewonnen: Gemeinsam wollen wir Worpswede bewegen!
Bei Sonnenschein und mit guter Laune verteilten wir unsere neuen Informationsflyer zu den Themen: Tempo 30 in Worpswede, Verkehrssituation in der Bergstraße und Besonderheiten Worpsweder "Radwege". Dabei konnten wir einige BürgerInnnen für unsere Autoaufkleber-Aktion "Freiwillig 30 Worpswede" gewinnen.
Bei Kaffee, Tee und Kuchen hatten wir so manches freundliche Gespräch mit Worpswedern und Besuchern. Immer wieder war dabei die Verkehrssituation im Ort Thema: Kein Wunder, gerade Menschen besuchten unseren Infostand, die mit dem Status Quo unzufrieden sind und sich eine Veränderung im Künstlerdorf wünschen.
Interessierte Bürger fragten uns, ob wir denn schon von der Gemeinde Rückmeldung zu unseren beiden eingereichten Petitionen erhallten hatten. - Dem aufmerksamen Leser unseres Blogs wird nicht entgangen sein, dass wir bei der letzten Worpsweder Bürgerversammlung den Gemeindevertretern zwei Petitionen überreicht hatten, die die Situation der Findorff- und der Bergstraße zum Thema hatten. - Leider konnten wir dazu keine positive Rückmeldung geben, da wir bislang von den Gemeindevertretern noch keine Antwort erhielten.
Während dem wir informierend präsent waren, konnten wir wahrnehmen, dass sich allem Anschein nach bereits etwas im Ort verändert hat: der Verkehr auf der Bergstraße fährt bedächtiger und viele Autofahrer hielten sich inzwischen an das Gebot der Schrittgeschwindigkeit. Das macht Mut und zeigt uns, wie wichtig es ist, kontinuierlich und authentisch Öffentlichkeitsarbeit zu leisten.
Die Aktion hat uns große Freude bereitet, und wir sind uns einig: demnächst bieten wir wieder einen Infostand auf dem Worpsweder Marktplatz an.
Radfahrer, benutzt die Straßen!
Viele Radwege führen nach Worpswede, doch im Ort gibt es kaum ausgewiesene Radwege, dafür aber umso zahlreicher: "Sonderwege mit Fahrradfreigabe".
Verkehrsrechtlich handelt es sich bei den überwiegenden „Radwegen“ in Worpswede um „Sonderwege für Fußgänger“ (Zeichen 439) die durch das Zusatzzeichen „Radfahrer frei“ (Zusatzzeichen 1022-10) für die Benutzung durch Fahrradfahrer freigegeben sind:
Fahrfahrer sind hier nur geduldet und dürfen nur Schrittgeschwindigkeit fahren! Schrittgeschwindigkeit bedeutet: 5-7 km/h!
Fußgänger haben absoluten Vorrang!
Bei Bedarf muss der Radfahrer absteigen!
Bei Unfällen mit Fußgängern oder auch Kraftwagen, die den Gehweg z.B. aus einer Hauseinfahrt queren, ist fast immer der Radfahrer schuld, da er als "Gast" des Gehwegs nicht achtsam genug war.
Der Gesetzgeber hatte ursprünglich angenommen, dass solche Verkehrszeichenkombinationen nur selten Anwendung fänden, da weder Fußgänger noch Radfahrer damit glücklich würden: Doch da hatte er nicht mit staatlich anerkannten Erholungsorten mit Kunstanspruch gerechnet.
Radfahrer meidet diese Sondergehwege
Der ADFC stellt klar: „Gehweg + Radfahrer frei“ sind keine Radwege und empfiehlt:
„'Gehweg – Radfahrer frei' ausgeschilderte Wege empfehlen wir Ihnen in der Regel nicht zu benutzen. Fahren Sie lieber auf der Fahrbahn."
Auf der Straße werden Radfahrer besser gesehen, haben ein geringeres Unfallrisiko, sind dem dem Kraftverkehr "gleichgestellt" und dürfen innerörtlich in der Regel schneller als Schrittgeschwindigkeit fahren!
Auf dem freigegebenen Gehweg dagegen wird ihm - selbst bei Einhaltung des Schritttempos - im Falle einer Kollision mit einem Fußgänger, unangepasste Fahrweise und damit schuldhaftes Handeln unterstellt.
Da das Befahren unserer Worpsweder Hauptstraßen zur Zeit noch recht gefährlich ist, da 50 km/h gegenseitige Rücksichtsnahme und Kommunikation gleichberechtigter Verkehrsteilnehmer unter sich erschwert, empfehlen wir: Nur wer sich wirklich sicher und fit fühlt, auf unseren kraftwagendominierten Straßen sein Recht auf adäquate Fortbewegung einzufordern, sollte die Fahrbahn nutzen! Hier dazu einige wichtige Tipps...
Je mehr mutige Radfahrer jedoch auf unseren Hauptstraßen unterwegs sind, desto rücksichtsvoller und angepasster sollten mit der Zeit unsere kraftstrotzenden Verkehrspartner ihr Fahrverhalten "domestizieren".
In Worpswede kann es Ihnen passieren, dass manch ein Autofahrer auf der Hauptstraße eine Fahrgeschwindigkeit wählt, die deutlich unter den maximal zulässigen 50 km/h liegt. Mit dem Heckaufkleber "30 Worpswede" z.B. informieren wir nachfolgende Fahrzeuge, dass wir freiwillig 30 fahren. Aber auch ohne diesen Aktionsaufkleber fahren einige langsamer. Sie meinen, da stehen wir ziemlich allein?
Aus einer repräsentativen Umfrage 2014 des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR) geht hervor, dass vielen Deutschen in Ortschaften Tempo 50 viel zu schnell ist:
51% der Verkehrsteilnehmer meinen, dass Tempo 50 in Ortschaften oft zu schnell ist. Gerade mal 27% sind da anderer Ansicht und meinen, das träfe nicht zu. Unentschlossen sind 22% der Befragten: Dieses Bild ergab eine repräsentative Befragung, die im Auftrag des DVR im Oktober 2014 vom Marktforschungsinstitut Ipsos bei 2.000 Personen über 14 Jahren durchgeführt wurde.
Freiheit ist immer Freiheit der Anders...Mobilen
Im öffentlichen Straßenraum begegnen sich täglich Fußgänger, Radfahrer oder Autfahrer - doch Menschen sind dabei an den Rand gedrängt und haben meistens das Nachsehen!
Der DVR weist darauf hin, dass durch zu hohe Geschwindigkeiten in der Stadt insbesondere Radfahrer und Fußgänger, Kinder und ältere Menschen gefährdet werden.
Im Jahr 2015 sind pro Tag 9 Menschen im Straßenverkehr ums Leben gekommen, weitere 1.077 wurden verletzt [Quelle: DVR].
Autofahrer und ihr Erziehungsanspruch gegenüber Radfahrern
Als der Autor vorgestern mit seinem Fahrrad im Tempo 30-Bereich der Findorffstraße in Richtung Bäckerkei Barnstorff auf der Hauptstraße fuhr, wurde er hupend und mit Fingerzeig ;-) von einer aufgebrachten ortsansässigen PKW-Fahrerin (geschätzte Geschwindigkeit des Fahrzeugs: 50 km/h) überholend belehrt, den für Radfahrer freigegebenen Gehweg zu verwenden.
Hätten Sie‘s gewusst: 85 Prozent der Bevölkerung wissen laut einer UDV-Studie nicht, dass die allgemeine Radwegebenutzungspflicht aufgehoben worden ist:
§ 2 Abs. 4 Satz 2 StVO: Eine Pflicht, Radwege in der jeweiligen Fahrtrichtung zu benutzen, besteht nur, wenn dies durch Zeichen 237 (Radfahrer), 240 (Gemeinsamer Fuß- und Radweg) oder 241 (Getrennter Rad- und Fußweg) angeordnet ist.
Benutzungspflichtige Radwege werden stets mit einem der drei blauen Radwegschilder bestückt. Doch selbst hier gibt es Ausnahmen!
Der ADFC empfiehlt: „Gehweg – Radfahrer frei“ ausgeschilderte Wege in der Regel nicht zu benutzen. "Fahren Sie lieber auf der Fahrbahn." Und weiter, wie der genötigte Radfahrer mit dem "autofahrenden Rambo" umzugehen habe: a) ignorieren oder b) Anzeige schreiben oder c) die Polizei bitten (anstelle einer Anzeige) beim Autofahrer anzurufen und diesen aufzuklären (sehr wirkungsvoll!).
Kein Radweg sondern nur freigegebener Gehweg!
Noch einmal im Klartext: Radfahrer gehören grundsätzlich auf die Fahrbahn und gelten laut Gesetzgeber dort als gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer.
Fahrradfahrer aufgepasst: Wir sind auf dem Gehweg nur Gast: Wir müssen hier besonders achtsam fahren! Der Weg sei für den Radverkehr zwar freigegeben, dennoch bleibe er im Sinne der StVO ein Gehweg. Deshalb müssen Radfahrer besondere Rücksicht auf Fußgänger nehmen: Schrittgeschwindigkeit ist geboten!
2015 sind fast 400 Radfahrer bei Unfällen im Straßenverkehr ums Leben gekommen. Davon starben 156 Radfahrer bei Unfällen mit Autos. Etwa 78.000 Radfahrer wurden 2015 bei Unfällen schwer oder leicht verletzt. [Quelle]
Meinungsbildung ist ein Gruppenbedürfnis
Die Verkehrssituation in unserem Dorf ist seit Jahren unbefriedigend. Die Umgestaltung der Bergstraße versprach mit einem modernen Konzpt (Shared-Space) einen alternativen Lösungsansatz - zumindest erst einmal für unser "Dorfzentrum".
Doch Planung und Realisierung sind meist nicht kongruent und Konzepte nur so gut, wie die Durchdringung ihrer Umsetzung.
Die letzte Worpsweder Bürgerversammlung zeigte, dass die Unzufriedenheit mit der Verkehrssituation in den letzten Jahren gewachsen ist.
Wir möchten unsere Meinung nicht nur mit Ihnen teilen.
Wir möchten uns mit Ihnen autauschen, diskutieren, anregen und konstruktiv streiten!
Dazu bieten wir ein moderiertes Diskussions-Forum auf unserer Website.
In Worpswede leben so viele Menschen, wie es Meinungen gibt. Was uns verbindet: der Wunsch nach Lebensqualität!
Wir laden Sie ein, unser Diskussions-Forum hier auf unserer Website zu betreten!